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Neues Leibniz-Transferportal im Internet
15.03.2012Forschungsorganisation steuert Kooperationsangebote aus Berlin
Die Leibniz-Gemeinschaft hat im Internet ein neues Portal zum Wissens- und Technologietransfer gestartet. Das Leibniz-Transferportal enthält über 200 Transferangebote aus den 76 Instituten der Forschungsorganisation, die ihren Zentralsitz kürzlich von Bonn nach Berlin verlegt hat. Aus der Berliner Geschäftsstelle werden ebenfalls die Transferangebote aus der Wissenschaft für die Wirtschaft koordiniert.
Mit dem Online-Portal soll erreicht werden, dass Unternehmen mit Forschungs- und Entwicklungsbedarf auf diesem Weg ihre Kontakte zur Wissenschaft vorbereiten können. Aber auch für Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler anderer Einrichtungen sowie Personen aus Politik und Öffentlichkeit bietet sich das Transferportal als direkter Weg an, um aus der Vielfalt der Leibniz-Forschung themenspezifisch neue Ansprechpartner für ihre Bedürfnisse zu finden.
Eine technische Neuheit ist die dynamische Aufbereitung der Angebote in drei „Transferkarten“. Eine Transferkarte visualisiert die Angebote entlang der Branchenzugehörigkeit und regionalen Verortung der Auftraggeber („Karte der Auftragsprojekte“). In der „Karte der Kooperationen“ werden die Partner in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft regional visualisiert. Die „Karte der Transferverbünde“ bildet die Angebote nach den Forschungsverbünden der Leibniz-Gemeinschaft ab.
http://www.leibniz-transfer.de
In der Berliner Leibniz-Zentrale ist Christine Wennrich die zuständige Referatsleiterin für den Wissens- und Technologietransfer. „Unsere Struktur lässt sich aber nur bedingt mit den Transferaktivitäten von Max Planck oder der Fraunhofer-Gesellschaft vergleichen, weil unsere Institute sehr viel selbständiger agieren“, erklärt Frau Wennrich. Ihre Stabsstelle kümmert sich neben dem Transfer auch um die Beratung von Gründern, die sich aus der Wissenschaft heraus selbständig machen wollen. In den letzten Jahren wurden 20 junge Unternehmen auf diesem Wege unterstützt.
Als sehr erfolgreich schätzt Christine Wennrich die Arbeit der Leibniz-Applikationslabore ein. „Mit ihnen können wir der Industrie wie auch Klein- und Mittelunternehmen sehr konkrete Angebote für die Forschungskooperation machen“, sagt die Transfer-Expertin. In diesen Laboren können Forschungsergebnisse in praxisgerechte Funktionsmodelle und Demonstratoren umgesetzt werden. Bundesweit gibt es 14 Applikationslabore, die im Rahmen des Innovationswettbewerbs „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ durch das Bundesinnenministerium gefördert werden. Im Forschungsverbund Berlin der Berliner Leibniz-Institute gibt es fünf Applikationslabore.
Ein weiteres Transfer-Instrument, das die Leibniz-Gemeinschaft konsequent weiterentwickelt, sind verwertungsorientierte Netzwerke mit der Industrie und anderen Forschungspartnern. Ein Beispiel für ein solches Netzwerk ist der „Transferverbund Mikroelektronik“, dem die Berliner Leibniz-Institute FBH, IKZ, PDI und WIAS angehören.
Der Direktor des Ferdinand-Braun-Instituts (FBH) mit Sitz in Berlin-Adlershof, Prof. Günther Tränkle, ist zugleich der Leibniz-Präsidiumsbeauftragte für Wissens und Technologietransfer. „Professor Tränkle verkörpert den Technologietransfer nach außen und innen sehr authentisch, da er ihn in seinem eigenen Institut konsequent verfolgt“, urteilt Christine Wennrich. „Bei seinen Projekten wird immer der ganze Wertschöpfungsprozess im Auge behalten.“
In welcher Weise die Transferangebote der Leibniz-Institute den Unternehmen nutzen, kann Tilman Weiss berichten, Geschäftsführer der Firma sglux in Adlershof. Das Unternehmen ist spezialisiert auf UV-Sensoren und elektronische UV-Messwertaufnehmer auf der Basis von Siliziumcarbid. Als vor zwei Jahren der weltweit einzige Lieferant von Siliziumcarbid-Chips seine Produktion einstellte, musste sglux schnell nach Ersatz suchen.
„Es war ein großer Glücksfall, dass ich mit dem FBH und dem IKZ in Kontakt kam“, erinnert sich Weiss. „Die Kompetenzen dieser beiden Institute konnten hier ideal gebündelt und mit unserer langjährigen Erfahrung im Bereich der Chipentwicklung zusammengeführt werden“. Es entstand ein Chip, der sogar noch besser war als der alte, weil er jetzt über eine bessere Langzeitstabilität verfügt. „Das ist bei UV-Sensoren besonders wichtig, denn sie werden vor allem in Anlagen mit UV-Strahlung verwendet, zum Beispiel zur Entkeimung von Trinkwasser“, erläutert der sglux-Geschäftsführer. „Solche Anlagen müssen absolut zuverlässig laufen“. Inzwischen konnte das Unternehmen die Mitarbeiterzahl auf zehn verdoppeln.
Über weitere Transferbeispiele berichtet das neue „Verbundjournal“ Nr 89 des Forschungsverbundes: http://www.fv-berlin.de/
Manfred Ronzheimer